Während viele Frauen sich während der Schwangerschaft über eine ungewöhnlich dichte und schöne Haarpracht freuen, ist es normal, dass mehrere Monate nach der Geburt die Haare ausfallen. In den meisten Fällen wachsen diese bald wieder nach – doch was, wenn das nicht passiert? Worauf muss geachtet werden und was kann man dagegen tun?
Haarausfall wird in der Regel als Domäne alternder Männer angesehen, aber er trifft auch viele junge Menschen, Männer wie Frauen. Jeder Mensch verliert im Rahmen des normalen Wachstumszyklus der Haare etwa 100 Haare pro Tag, aber starker Haarausfall ist in der Regel eine belastende Entwicklung. Die Behandlung von Haarausfall hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Multimilliarden-Industrie entwickelt – mit beachtlichen Erfolgen.
Haarausfall nach der Geburt
Bei Frauen können hormonelle Verschiebungen durch die Einnahme der Antibabypille, von Schwangerschaft, Geburt, Menopause oder Hysterektomie dazu führen, dass mehr Haarfollikel als normal in die Ruhephase übergehen.
Das telogene Effluvium, so der Fachbegriff, beschreibt einen starken Haarausfall bzw. Ausdünnung des Haarwuchses durch ein frühzeitiges Eintreten der Haarzellen in die telogene Phase (Ruhephase der Haarzelle). Dieses Phänomen kann, aber muss nicht zu einer Alopezie (Glatzenbildung bzw. dauerhafter Haarverlust) führen.
Während der Schwangerschaft gehen mehr Haarfollikel in die Ruhephase, die Teil des normalen Lebenszyklus der Haare ist. Bis zu 60 % Ihrer Haare, deren Lebenszyklus durch den Hormonanstieg in der Schwangerschaft verlängert wurde, können nach der Geburt in den in den Telogen-Ruhezustand gelangen. Der Haarausfall erreicht in der Regel 3–4 Monate nach der Entbindung einen Höhepunkt, doch ist dieser Zustand nicht schwerwiegend genug, um kahle Stellen zu verursachen, und die Haare wachsen innerhalb eines Jahres wieder nach. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie während der Schwangerschaft einen ungewöhnlichen Haarausfall haben, kann dies an einem Vitamin- oder Mineralstoffmangel liegen.
Was können Sie beitragen, um Haarausfall nach der Schwangerschaft zu reduzieren?
Wenden Sie sich an Ihren Arzt, der mithilfe eines Blutbildes Ihren Hormonhaushalt und Ihren Vitaminstatus diagnostizieren wird. Vermeiden Sie Frisuren, die Ihr Haar ziehen und belasten können.
Essen Sie viel Obst und Gemüse, das Flavonoide und Antioxidantien enthält, welche die Haarfollikel schützen und das Haarwachstum fördern können.
In Absprache mit Ihrem Arzt können Sie Nahrungsergänzungsmittel in Erwägung ziehen, z. B. Biotin, Kieselsäure, Vitamin B-Komplex, E-Vitamine und Omega-Fettsäuren.
Im Internet werden zahlreiche Wundermittel angepriesen, von deren Konsum Ärzte jedoch ausdrücklich abraten, da selbst vermeintlich harmlose Nahrungsergänzungsmittel schwere Nebenwirkungen haben können. Gerade in der Stillzeit sollten Sie keinerlei Medikamente oder Nahrungsergänzungen ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt einnehmen!
In der Regel bringen solche Mittel nicht den gewünschten Erfolg – besonders dann nicht, wenn der Haarausfall sich außerhalb des normalen Rahmens bewegt und über mehrere Monate alte Haarwurzeln nicht regenerieren. Bei nach 4 Monaten anhaltendem, starkem Haarausfall nach der Schwangerschaft hilft nur noch der Besuch eines Facharztes für Dermatologie und Implantologie, der auf Alopezie spezialisiert ist.
Welche Methoden sind bei Haarausfall nach der Geburt sinnvoll?
Spezialisten bilden sich ständig in Ihrem Fachgebiet weiter und passen ihre Behandlungsmethoden dem neuesten Forschungsstand an. Ihr Arzt wird Sie ausführlich zu den aktuellen Behandlungsmöglichkeiten beraten und die ideale Therapie für Sie finden. Die gängigsten und wirkungsvollsten Methoden sind oft eine Kombination aus mehreren Therapieformen.
1. Medikamentöse Therapie
Leichte Formen von Haarausfall können nach derzeitigem Forschungsstand vor allem mit zwei Wirkstoffen, mit nachweisbarem Erfolg, behandelt werden: Finasterid (Propecia in Tablettenform), das täglich eingenommen wird und Minoxidil (zum Beispiel Regaine oder Lonolox).
2. PRP Therapie
PRP steht für Platelet Rich Plasma Therapie, auf Deutsch plättchenreiches Plasma. Bei dieser Therapie werden kleine Mengen vom eigenen Blut der Patientin entnommen und daraus das Plasma gewonnen. Dieses wird mit Wachstumsfaktoren angereichert und wieder in die betroffenen Stellen der Kopfhaut injiziert. Die PRP Methode hat den Vorteil, dass kaum allergische Reaktionen entstehen können.
3. Haarimplantation/ Haartransplantation
Der weibliche Haarausfall nach der Geburt oder durch hormonelles Ungleichgewicht wird seltener mit Transplantationschirurgie behandelt als der lokal begrenzte Haarausfall, doch können auch hier bei schwereren Fällen hervorragende Ergebnisse erzielt werden. Eine ausführliche Beratung durch einen spezialisierten Chirurgen kann Sie über die Möglichkeiten und Grenzen einer Haartransplantation aufklären.